Ich weiß, ich hätte mich eigentlich schon die ganze Zeit melden müssen … Aber als ich da so auf meinem kleinen Totenteppich saß und immer weiter von der Erde weggeflogen wurde und von oben auf mein schönes Fellchen schaute, kam mir die Idee, dass ich doch gleich mal meinen Freund Turbo aufsuchen könnte. Mit Turbo habe ich ganz schön lange zusammengelebt! Damit Frauchen nicht zu traurig ist, habe ich ihr noch einen Tautropfen in die Pflanze vor ihrem Haus fallen lassen. Dann weiß sie, dass ich gar nicht weg bin, sondern nur woanders. Vielleicht hilft ihr das. Menschen glauben immer, dass es nur das gibt, was sie sehen. Naja, das dachte ich früher auch manchmal. Aber jetzt hier auf dem Teppich … Kann man den überhaupt steuern?? Ne, kann man nicht. Vorne auf dem Zettel steht, dass die Abgabe gleich nach Ankunft bei Schlüsselwirt Petrus erfolgen muss.

Hmm…. wäre ich jetzt Turbo, würde ich das schoon machen… Wäre ich Aennis …

Ha, dann flieg ich doch jetzt erstmal zum Turbo.

„He, ihr Beagles, könnt ihr mir sagen, wo der Turbo ist?“

„Ja, klar. Der ist da hinten auf der Rennbahn. Wenn er da nicht ist, dann ist er auf dem Kinderspielplatz und gibt Sportunterricht. Immer gerade aus!“

Ich leg das ganze Gewicht auf die vordere Seite und blase so stark, dass ich geradeaus fliege. Und dann sehe ich auch die große Rennbahn und den energetischen Turbo darauf. Er macht gerade Training. Frühsport. Der wird sich wundern!!!

Erster Gang, Teppich absenken und Vollgas an Turbo vorbei.

Huaaaa. Turbo rast los. „Hei, Turbo!!! Ich bins doch, deine Aennis!“ Turbo legt eine Vollbremsung ein und glaubt, mit seinen energetischen Augen nicht richtig zu sehen. Dann ruft er mit strahlenden Augen: „Wer zuerst vorne ist, darf sich was wünschen!!!“ Los rennt er und ich mit meinem Teppich volles Rohr hinterher. Wie früher im Gras. Wir rennen und fliegen und rennen und fliegen. Es tut nichts mehr weh. Wie herrlich das Leben ist! Danach haben wir uns kurz zusammengesetzt und uns unterhalten. Das haben wir früher auch immer wieder gemacht. Turbo wusste ganz andere Dinge als ich. Er kam ja aus der Kultur der Windhunder während ich zu den Brackern gehöre. Bracker wissen, wie man Kühlschränke aufmachen kann, Windhunder wissen dafür, wie man schnell von einem Ort zum anderen kommt. Eigentlich sollten wir ein Museum hier oben aufmachen.

Ach du je, ich hab ja Teppichabgabe. Tschüss Turbo! Bis bald. Ich muss jetzt mal sehen, wie es hier weiter geht.

Auf meinem Weiterflug komme ich endlich zu einer Wolke, an der lauter kleine Teppiche hängen. Mit meiner kleinen Pfote wollte ich, so wie sonst, ein wenig stuppsen. Ich schau so runter, aber da ist ja keine Pfote mehr. So ein Mist, wie soll ich denn bitte energetisch klopfen?? „Haaaaallo!!!“, rufe ich: „“Wo soll ich denn bitte hin ?“

Eine Ente kommt mir entgegen und nimmt mir meinen Teppich ab. Den Chef selber bekomme ich nicht zu sehen. Ich solle rüber zum Klostergarten fliegen. Luzie sei schon dort in der Bibliothek und werde mir weiterhelfen.

Als die Dame dann hoheitsvoll mit einem Buch unter der Achsel öffnet, weiß ich, dass ich mich hier besser benehmen muss als früher daheim. Sie guckt streng. Aus der Kultur der Cairner kommt sie, das erkenne ich an ihrem Wappen. Sie fragt, warum ich sie hier störe und ich erzähle ihr höflich, dass ich geschickt worden sei. „Aha“, sagt sie und man sieht, dass sie lieber ungestört geblieben wäre. Aber sie sei froh, dass wenigstens keine Kinder geklingelt hätten. „Was für Kinder?“, frage ich. „Dazu möchte ich jetzt bitte nichts sagen. So, folgst du mir bitte, dann kann ich weiter lesen!“

Wir fliegen durch lange energetische Gänge – Oli mit einem Rosenkranz aus Giftpilzen tief ins Gebet vertieft – und kommen schließlich in einen Garten, in dem viele Kräuter und Heilpflanzen wachsen. Ich solle bitte hier bleiben und weitere Aufträge abwarten. Damit wendet sich die Cairnerin ab und lässt mich alleine in dem großen Garten zurück. Kurz fliegt ein energetischer Kindergarten an mir vorbei. Wäre ich nicht so müde von der ganzen Reise… Ich lasse mich in einer Rosenblüte nieder, genieße noch kurz den herrlichen Duft und schlafe dann tief ein.